1933 – 1945

 

1933 – 1945 : Der Turnverein in schwieriger Zeit

 

Das hochpolitische Jahr 1933 bedeutete für Deutschland den Beginn der nationalsozialistischen Regierung. Wie in allen Bereichen des öffentlichen Lebens verstärkte sich nun auch in den Sport- und Turnvereinen der Einfluss der neuen Machthaber massiv.

Ein Hauptziel der Regierung unter Hitler war die Festigung der eigenen Machtstrukturen durch Ausschaltung der Opposition. Dazu gehörte unter anderem auch die Kontrolle über Vereine und Verbände.

Als erstes traf es die „Freien Turner“ und die Arbeitersportverbände. Diese hatten sich zu Beginn des Jahrhunderts von der Deutschen Turnerschaft abgespalten. Ihre  politisch „linke“ Ausrichtung führte zu Ihrer sofortigen Auflösung noch im Jahr 1933.

 

Die relativ unpolitischen, allgemeinen Turn- und Sportvereine blieben zunächst unangetastet. Man begnügte sich vorerst mit deren Unterwanderung und Kontrolle durch die NSDAP.

 

Am 17. Juni 1933 veranstaltete der Turnverein Hasloch eine sogenannte Gleichschaltungsfeier. Die sportlichen Aktivitäten liefen in den Jahren bis 1936 zunächst wie gewohnt weiter. Die Haslocher Turnerinnen und Turner übten eifrig und zeigten Ihr Können bei Geländeläufen, Stiftungsfesten und Gauturnfesten.

Doch diese beschauliche und unpolitische Vereinsarbeit durfte nicht mehr von langer Dauer sein.

 

Bereits 1934 war in Deutschland der „Reichsbund für Leibesübungen“ (DRL) gegründet worden. Ziel der Machthaber war die endgültige Gleichschaltung aller Turn- und Sportvereine. Auch vom sportlichen Aspekt her sollte sich nun einiges ändern. Das Turnen verlor seine Eigenständigkeit und wurde neben die anderen Sportarten wie Schwimmen und Leichtathletik gestellt.

In den Vereinen wurde das sogenannte „Wehrturnen“ eingeführt. Geländesport und Kleinkaliberschießen wurden in das Sportprogramm der Turnvereine aufgenommen.

Auch Mitglieder des TV Hasloch besuchten bereits 1933 entsprechende Einführungslehrgänge für dieses Wehrturnen in Aschaffenburg.

 

Nachdem der erste Vorstand Konrad Seipel 1935 nach Kassel gezogen war, kam es zu Neuwahlen bei denen Hans Fertig zum ersten Vorstand gewählt wurde.

 

Im Jahre 1936 kam es schließlich zur offiziellen Auflösung des TV Hasloch und dessen Übergang zum DRL.

Eine Mitgliederversammlung wurde abgehalten. Zu dieser war ein NSDAP-Funktionär aus dem Raum Aschaffenburg angereist. Im Verlauf dieser Sitzung trat der bisherige 1. Vorstand Hans Fertig von seinem Amt zurück. Daraufhin empfahl die Versammlung dem NSDAP-Funktionär den kurz zuvor Zurückgetretenen als neuen Vorstand. Nach dessen Zustimmung konnte Hans Fertig erneut zum ersten Vorsitzenden gewählt werden. Er trug von nun an die offizielle Bezeichnung „Vereinsführer“. Die Turner erhielten jetzt Mitgliedausweise des DRL.

 

Von anderen Turnvereinen in der Umgebung ist bekannt, dass sie ihre  Vereinsfahnen herausgeben mussten und diese dann vernichtet wurden. Für parteifremde Symbole wie Turnerfahnen mit dem Motto „Frisch, Fromm, Fröhlich, Frei“ war von nun an kein Platz mehr in Deutschland.

 

Ab diesem Zeitpunkt ging es ebenfalls im sportlichen Bereich bergab. Die Vereinsmitglieder waren natürlich auch in andere NS-Organisationen eingebunden. Und so ließ die Turnarbeit immer mehr nach. Das Turnen erhielt im Ort immer mehr Konkurrenz. Da war zum einen natürlich die Hitlerjugend für die in den Jahren 1938/39 ein eigenes H.J.-Heim errichtet wurde. Zum anderen gab es auch noch Gruppen des Roten Kreuzes und ein Grüppchen Segelflieger, die ebenfalls das Gebäude des Kindergartens nutzten. Ab 1938 durfte dieses Gebäude dann nicht mehr vom Turnverein in Anspruch genommen werden. Als Alternative wurde von den Vereinsmitgliedern am sogenannten „Heimstättenwerk“ mit viel Eigenleistung ein neuer Turnplatz mit Geräteschuppen errichtet.

 

Trotz all dieser Schwierigkeiten resignierte man nicht und nahm weiterhin an den Turn- und Sportfesten in Stadtprozelten, Bürgstadt sowie am Kreisturnfest 1936 in Kleinheubach teil. Auch am Kreisturnfest im Jahr 1937 in Lohr beteiligten sich viele Haslocher Turner und Fritz Wiegand konnte einen 1. Platz erreichen.

 

In den Jahren 1938 und 1939 ging das Vereinsleben jedoch immer weiter zurück und kam mit dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges endgültig zum Erliegen. Viele jüngere und ältere Vereinsmitglieder wurden zur Wehrmacht eingezogen und eine ganze Reihe von ihnen kehrte nicht mehr aus diesem unseligen Krieg zurück.

 

Es schien fast so, als ob die Turntradition in Hasloch hier zum Ende kommen sollte.

 

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